Nach jahrelanger intensiver und teurer Planungszeit, verschiedenen Gutachten, viel Zuspruch und zahlreichen kritischen Stimmen, wurde nun bekannt, dass sich Nürnberg neben einigen anderen Großprojekten im Kulturbereich aktuell keinen neuen Konzertsaal leisten kann. Zu klamm ist der städtische Haushalt, zu hoch die Zahl der Projekte, die die Stadt dringender umsetzen muss. Die Konsequenzen sind weitreichend, bieten aber auch Chancen.
„Wir haben den Bau des Konzertsaals befürwortet, auch wenn wir uns im Mai gegen den geplanten Standort ausgesprochen haben. Unsere Gründe, im Stadtrat dagegen zu stimmen, lagen insbesondere an der fehlenden ökologischen und klimapolitischen Nachhaltigkeit. Dass die Stadt aus dem Projekt aufgrund finanzieller Gründe aussteigt, zeigt uns, dass unsere damalige Entscheidung richtig war. Wir sind nun sehr erleichtert, dass die über 60 alten Bäume nicht gefällt werden müssen, sodass sie vorerst weiterhin ihre wertvollen Aufgaben wie Luftreinhaltung, Kühlung, Lärmminderung und Klimaschutz durch CO²-Aufnahme erfüllen können“, so Marc Schüller, umweltpolitischer Sprecher. Zudem wird ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere wie Fledermäuse, viele Vogelarten und Insekten erhalten – ebenso die Bodenfunktion als Wasserspeicher und Lebensraum.
Für die musikalische Kulturlandschaft bedeutet die Verschiebung des Baus jedoch einen herben Rückschlag: „Eine Stadt wie Nürnberg benötigt definitiv einen Konzertsaal mit entsprechenden Kapazitäten, der eine Bandbreite an musikalischen Genuss für möglichst viele Bürger*innen bietet. Unter anderem hätte die vielseitige Orchesterszene vom Konzertsaal profitiert. Es gilt nun, den Fokus auf die bestehende, aktuell sehr belastete, Kultur- und Kunstszene zu werfen. Zudem dürfen auch die langfristig geplanten Sanierungen, Bauten und Umbauten keinesfalls vergessen werden“, sagt Natalie Keller, kulturpolitische Sprecherin.
Cengiz Sahin, städtebaulicher Sprecher, appelliert an die Einbindung der Bevölkerung: „Die Bedürfnisse der Bürger*innen müssen ernst genommen werden. Bei den Planungen blieben nicht nur ökologischen Aspekte teilweise unberücksichtigt, sondern fehlte es auch an einem durchdachten Energiekonzept. Neben der geplanten PV-Anlage, Dachbegrünung und Grundwassernutzung haben wir weitreichendere Maßnahmen wie den Einbau einer Regenwassernutzungsanlage gefordert.“ Hinzu komme, dass das beharrliche Festhalten am kleinen Parkplatz als Standort eine gesunde Projektentwicklung negativ beeinflusst hat.
Die Verschiebung des Baus bietet nun die Möglichkeit einer Generaldebatte – insbesondere dahingehend, den Standort nochmals genau zu überdenken.
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Natalie Keller
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