Alles im Fluss: Heute lest ihr das Interview mit Mike Bock, verkehrspolitischer Sprecher der grünen Fraktion im Nürnberger Rathaus.
Wir dachten uns, es wäre doch schön, wenn ihr unsere Stadträt*innen etwas näher kennenlernt. Deshalb haben wir allen die selben sieben Fragen gestellt, wie sie zur Politik gekommen sind, was ihre Mission ist und was sie sonst so wichtig finden im Leben.
Wie bist du zur Politik gekommen und was machst du im „normalen“ Leben?
Bereits als Jugendlicher war ich politisch interessiert und hatte auch schon 2002 für den Gemeinderat in meiner Heimatgemeinde in Oberfranken kandidiert. Für mich war immer klar, dass ich für mein Umfeld Verantwortung übernehmen will und mitgestalten möchte. Nachdem ich 2015 nach einem langjährigen Auslandsaufenthalt mit meiner Familie nach Nürnberg gezogen bin (wo ich bereits während meines Studiums gelebt hatte), habe ich mich nach einer neuen politischen Heimat umgesehen, die ich dann bei den Grünen gefunden habe. Im normalen Leben, war ich bis kurz vor Beginn der Stadtratsperiode als Vertriebsingenieur tätig. Nachdem meine Frau wieder ihre Berufstätigkeit aufgenommen hat, bin ich neben meiner Stadtratstätigkeit nun in erster Linie Hausmann und Vater.
Was sind deine Schwerpunkte und warum?
Meine Leidenschaft ist die Verkehrspolitik, weil ich hier einen großen Hebel sehe, sowohl für den Klimaschutz als auch für mehr Lebensqualität in unserer Stadt. Als verkehrspolitischer Sprecher vertrete ich unsere Fraktion im Aufsichtsrat der VAG, als Verbandsrat im Zweckverband für Kommunale Verkehrsüberwachung, als Verbandsrat im Zweckverband VGN und im Verkehrsausschuss. Darüber hinaus bin ich im Werksausschuss SUN, im Bau- und Vergabeausschuss, im Werksausschuss SÖR, im Stadtplanungsausschuss und im Rechnungsprüfungsausschuss Mitglied.
Für was stehst du?
Als Vater von zwei Kindern ist es mir besonders wichtig, eine lebenswerte Welt für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Klimaschutz und die dafür notwendige Energie- und Verkehrswende haben für mich deshalb oberste Priorität. Mir ist wichtig, dass man sich wieder gerne zu Fuß durch die Stadt bewegt und sicher und schnell mit dem Rad unterwegs ist. In Nürnberg haben wir zu viele Autos und das müssen wir ändern. Dafür brauchen wir einen noch attraktiveren ÖPNV.
Was macht dir als Politiker besonders Spaß, was stört dich am Politiker-Dasein?
Immer wenn man sich für eine Sache engagiert hat, mit Sachargumenten Mehrheiten organisieren konnte und so eine kleine oder große Verbesserung für die Allgemeinheit erzielen konnte, ist das eine große Freude. Es ist immer schön sich mit Bürger*innen oder politischen Mitstreiter*innen auszutauschen. Dabei muss man nicht immer einer Meinung sein. Wenn man am Ende durch gute Argumente jemanden überzeugen konnte ist das ein schönes Gefühl. Genauso finde ich es aber auch eine Bereicherung, wenn ich meine Meinung durch ein gutes Argument selbst korrigieren muss. Mein Motto lautet: „Zwei Dinge sind wichtig im Leben: Ein fester Standpunkt und die Bereitschaft diesen zu verlassen.“
Wenn hingegen sachliche Argumente nicht mehr durchdringen und Entscheidungen aufgrund von Ideologien getroffen werden oder Dinge einfach nicht mehr hinterfragt werden, dann kommt schon auch mal etwas Frust bei mir auf. Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir als Mitglieder des Stadtrats von der Verwaltung nicht als Bereicherung gesehen werden, sondern als notwendiges Übel. Wenn Kritik nicht ernstgenommen wird, sondern belächelt oder niedergebügelt und mit Missgunst belegt wird, schadet es unserer Stadt. Hier sehe ich noch Luft nach oben in Nürnberg.
Siehst du manche Dinge in Nürnberg mit anderen Augen, seitdem du selbst Stadtrat bist?
Wenn ich eins gelernt habe, ist es, dass die Dinge meist etwas komplexer sind als sie scheinen. Ich habe großen Respekt vor der Leistung der Mitarbeiter*innen der Verwaltung.
Was fehlt Nürnberg oder wovon hat es zuviel?
Ich wohne gerne in Nürnberg, denn alles was ich brauche ist in der näheren Umgebung vorhanden, sodass wir als Familie gut ohne Auto zurechtkommen. Einer meiner Lieblingsorte ist der Burggarten. Damit wir in Nürnberg auch weiterhin gut leben können, brauchen wir mehr Grün in der Stadt, ansonsten werden wir bald Sommer erleben, die unsere Stadt unerträglich aufheizen. Wovon wir zu viel haben sind fahrende und parkende Autos. Sie verschandeln nicht nur unsere Straßen sondern gehen auch durch Lärm, Abgase und Unfälle zu Lasten unserer Gesundheit.
Wer ist deine Held*in und warum?
Meine Heldin ist Greta Thunberg. Sie hat es durch ihre Hartnäckigkeit geschafft, ein Problem, das Politiker*innen jahrelang nicht ernst genug genommen haben, in die öffentliche Diskussion zu bringen. Ihr Durchhaltevermögen imponiert mir. In diesem Sinne ist sie mir auch ein Vorbild: Man muss an einer Sache so lange dranbleiben, bis sie gelöst ist.
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