Wie bist du zur Politik gekommen und was machst du sonst so im „normalen“ Leben?
Ich war in den 80er-Jahren Teil der Umwelt- und Anti-Atomkraftbewegung und habe mich dafür auch hier in Nürnberg in mehreren Gruppen, z. B. beim Bund Naturschutz, engagiert. Inspiriert hat mich auch das Engagement von Petra Kelly. Danach habe ich dann Politik und Psychologie studiert. Heute bin ich Fachberater für Imkerei beim ökologischen Anbauverband Biokreis und Inhaber der Bio-Imkerei Die Bienenhüter. Schwerpunkt der Imkerei ist die Umweltbildung, besonders für Kinder.
Was sind deine Schwerpunkte als Stadtrat und warum?
Neben meiner Stadtratsarbeit konzentriere ich mich in meiner Tätigkeit als stellvertretender Fraktionsvorstand auf die Themen Umwelt, Energie und Agrar. Genau dafür engagiere ich mich auch seit Jahren aufgrund meiner beruflichen und biographischen Hintergründe.
Wovor stehst du?
Meine übergeordnete Vision ist die grüne Agrarwende, am liebsten auch mit dem Ende der Massentierhaltung. Hier möchte ich wichtige Punkte auf die kommunale Ebene runterbrechen. Grün in der Stadt finde ich ungemein wichtig für uns alle, besonders die Biodiversität liegt mir hier sehr am Herzen, aber auch die Energiewende. Wir müssen den Klimawandel bremsen und ihn so gestalten, dass Nürnberg eine lebenswerte, soziale Stadt bleibt, das ist mein politisches Ziel.
Was macht dir als Stadtrat besonders Spaß, was stört dich am Politiker-Dasein?
Spaß macht die Herausforderung, sich komplexe Themen insgesamt anzuschauen, sich einzuarbeiten, Verantwortung zu spüren. Gleichzeitig `stört´ es aber auch, dass es zumeist keine einfachen Antworten gibt und Kompromisse zu suchen sind. Zufrieden macht es mich, Ergebnisse zu erreichen und Ideen einzubringen, aber auch die Bürger*innen-Dialoge.
Siehst du manche Dinge in Nürnberg mit anderen Augen seitdem du Stadtrat bist?
Ja, sehr. Ich fahre oft Umwege, um mir eine Situation, über die ich abstimmen soll, vorher anzuschauen und mit jenem Blickwinkel zu sehen: Wie schaut die Brücke aus, die so viel Geld für die Reparatur verschlingt; was ist das für ein Wald, der für das ICE-Werk zur Disposition stehen soll? Als Stadträt*innen kennen wir sehr viele Projekte und deren Hintergründe, wir lernen unsere Stadt kennen und dies durchaus mit neuen Augen – auch durch die Kosten-Brille. Mein Urteil über das politische Geschäft und die Verwaltung hat sich verändert, Respekt ist heute mein erster Gedanke.
Was fehlt Nürnberg oder wovon hat es zu viel? Was ist das Liebenswerte an Nürnberg?
Mir fehlt manchmal das Groß-, ja Weltstädtische. Nürnberg fühlt sich oft so provinziell an, genau das liebe ich aber auch, das sind zwei Herzen in der Brust. Außerdem fehlen mir genügend Bäume und eine gute Radinfrastruktur, letzteres werden wir nun hoffentlich bald durch den Masterplan nachhaltige Mobilität bekommen.
Wer ist dein*e Held*in und warum?
Der Begriff ist für mich schwierig, abgemildert gibt es schon Vorbilder wie auf der politischen Seite Willy Brand, aber es sind vor allem diejenigen mutigen Menschen, die in Diktaturen für ihre Überzeugung für Menschenrechte und Demokratie hohe Risiken für Leib und Seele in Kauf nehmen. Das macht mich demütig.