Zwei Fußballerinnen umarmen sich.

Jeffrey F. Lin/Unsplash

Gleichstellung: Grund zur Freude?

Eigentlich ist doch schon alles klar: Frauen sind gleichberechtigt. Punkt. Und weil wir gerade im EM-Fieber sind, darf ich sagen, dass sich auch im Sport einiges tut. Die in Nürnberg ansässige Deutsche Akademie für Fußball-Kultur hat im Jahr 2022 folgenden Spruch zum Fußballspruch des Jahres gekürt: „Frauenfußball, Männerfußball. Es ist ein Fußball.“ Der Satz ist von Lena Oberdorf, Spielerin der Deutschen Fußballnationalmannschaft. Was sie damit sagen will: In erster Linie geht es um Fußball.

Der Kampf für echte Gleichberechtigung: Ein zähes Geschäft

Die Anerkennung von Frauenfußball ist tatsächlich deutlich gestiegen, mittlerweile jubeln – immerhin – Zehntausende im Stadion den DFB-Frauen zu, auch wenn die Bezahlung nach wie vor um ein Vielfaches unter dem der Männer liegt: Männer in der Nationalmannschaft verdienten im Jahr 2022 im Schnitt rund 10 Mio. Euro, Frauen dagegen knapp 44.000 Euro. Wie wir aber auch die Gehälter oder díe Anzahl der Zuschauer:innen auf der Tribüne drehen und wenden: Sport und insbesondere Fußball bleibt eine Männerdomäne vor und hinter den Kulissen. Frauen sind in zentralen Funktionen wie in Vorständen, als Schiedsrichterinnen oder Trainerinnen weiterhin unterrepräsentiert. Nur 40 Prozent der Mitglieder in deutschen Sportvereinen sind weiblich und mehr als jede zweite Frau weltweit treibt weniger Sport als sie es sich wünscht. Gründe dafür sind die gewachsenen (Männer-) Strukturen und die immer noch vorherrschenden gesellschaftlichen Rollenstereotypen. Frauen haben nachweislich einfach weniger freie Zeit zur Verfügung, sie sind vor allem mit Erziehungs- und Pflegeaufgaben beschäftigt und tragen sehr viel Verantwortung im Alltag, sodass für eine Sporteinheit kaum Energie bleibt.

Vielleicht merken Sie es an dieser Stelle: Das mit der Gleichberechtigung ist sowas von noch nicht erledigt. Es ist und bleibt ein Dauerlauf.

Gleichstellung in Nürnberg

Damit das zumindest in unserer Stadt nicht so bleiben muss, dafür setzt sich die Gleichstellungsstelle der Stadt Nürnberg ein. Mit einem Gleichstellungs-Aktionsplan trägt sie zu Verwirklichung der Ziele der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene bei und fördert aktiv die Umsetzung.

In der Stadtratssitzung am 19. Juni 2024 wurde der vierte Gleichstellungsaktionsplan 2021-2023 mit seinen insgesamt 121 Maßnahmen unter die Lupe genommen. So wurden in den vergangenen drei Jahren erneut wichtige Ziele umgesetzt, zum Beispiel beim Abbau von Rollenstereotypen bei der Berufswahl, in der Bildungs- und Erziehungsarbeit, der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und Schulungen zur Gender- und Diversity-Kompetenz. Da Gleichstellung aber keine Einbahnstraße ist, begrüßen wir ausdrücklich die Männer- und Väterarbeit des Ansprechpartners für Männer bei der Stadt Nürnberg. Unter anderem berät, sensibilisiert und stärkt er Männer bei der Überwindung von tradierten und gesellschaftlich erwarteten Geschlechterrollen.

Gewalt kostet Leben

Gleichstellung gibt es jedoch nicht kostenlos. Dabei wird sie umso teurer, je weniger für sie gemacht wird. Deshalb ist es uns umso wichtiger, dass der Haushalt der Stadt Nürnberg ein geschlechtergerechter Haushalt wird. Nur durch vorausschauende und kluge Investitionen, insbesondere auch in klammen Zeiten, können hohe Folgekosten vermieden werden, zum Beispiel bei der geschlechterspezifischen Gewalt.

Denn häusliche Gewalt betrifft überwiegend Frauen. Jede dritte Frau hat schon Gewalt erlebt und mehr als die Hälfte aller Fälle von Mord und Totschlag fanden in Ehen statt. Tendenz steigend bei einer hohen Dunkelziffer.

Hier ist definitiv auch in Nürnberg noch viel zu tun. Umso wichtiger ist es daher, dass die Istanbul-Konvention hier vor Ort, wie im Stadtrat beschlossen, in die Tat umgesetzt wird. Denn dadurch können hohe Folgekosten für die Gesellschaft, die durch die Therapie von physischen und psychischen Schäden entstehen, verhindert werden – insbesondere auch von Kindern, die Zeugen oder auch Opfer von häuslicher Gewalt wurden. Das wird und muss zusätzliche Haushaltsmittel kosten – das soll es auch: Denn Gewalt kostet Leben und letztlich Geld.

Stadträtin Natalie Keller

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Natalie Keller

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