Stellungnahme der Stadtratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum geplanten Auftritt der Metal-Band Pantera bei Rock im Park 2023
Seit einigen Tagen wühlt die Nachricht, dass die Metal-Band Pantera bei Rock im Park 2023 in Nürnberg auftreten soll, antirassistische und antifaschistische Kreise auf. Der ehemalige Frontmann, Phil Anselmo, hat vielfach und bewusst Nazi-Symbole gezeigt bzw. rassistische Kampfparolen gebrüllt. Seine späteren Ausreden für sein Verhalten halten wir für verharmlosend und damit umso problematischer. Dass die Band ihre Reunion ausgerechnet in 2023 plant und diese auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände feiern will, überschreitet deutlich die Grenze des Tragbaren.
Das ehemalige Reichsparteitagsgelände ist ein Ort der Täter und damit ein Ort der Mahnung. Als Lern- und Erinnerungsort nehmen Nürnberger Bürger*innen und Akteur*innen der Bildungsarbeit und der Zivilgesellschaft stets die damit verbundene besondere Verantwortung wahr. Es sollten von hier nur noch Zeichen der Menschenwürde und Frieden ausgehen, so wie es unsere Selbstverpflichtung im Nürnberger Stadtrat auch besagt. Dies nehmen wir als Grüne Stadtratsfraktion sehr ernst.
Deshalb fordern wir den Veranstalter, die Argo Konzerte GmbH, auf, die Einladung an Pantera zu überdenken und die Metal-Band auszuladen. Im Ausschuss für Recht, Wirtschaft und Arbeit des Nürnberger Stadtrates waren wir mit dem Konzertveranstalter in der Vergangenheit bereits mehrfach im konstruktiven Austausch beispielsweise zu Themen wie Gewaltprävention oder Schutzräume für Frauen auf dem Festival. Deshalb sind wir positiv gestimmt, dass wir auch hier gemeinsam eine klare Haltung zeigen können. „Von den hauptverantwortlichen Geschäftsbereichen der Stadt Nürnberg wünschen wir uns ebenfalls Gesprächsbereitschaft, wie dieses Problem behoben werden kann“, sagt Natalie Keller, gleichstellungspolitische und kulturpolitische Sprecherin der Fraktion.
Für uns ist der geplante Auftritt von Pantera jedoch kein Einzelfall. So kann und darf es nicht abgetan werden, denn dieser Vorfall reiht sich ein in Ausreden der Unwissenheit. „So wird das ehemalige Reichsparteigelände bewusst für die Inszenierung und Reproduktion von rassistischer und menschenverachtender Ideologie missbraucht“, erklärt Réka Lörincz, Sprecherin gegen Rassismus und Rechtsextremismus sowie Mitglied im Ausschuss Recht, Wirtschaft und Arbeit des Stadtrats. Dies ist leider nicht der erste Fall. Damit es der letzte Fall bleibt, müssen wir die Problematik auch strukturell angehen. Die Stadt Nürnberg muss in Zukunft alle rechtlichen Möglichkeiten bis zur äußersten Grenze ausschöpfen, um Veranstalter bereits im Vorfeld in die Pflicht zu nehmen, eingeladene Redner*innen, Musiker*innen, Künstler*innen, Politiker*innen und weiteren Akteur*innen zu überprüfen, ob diese rechtsextreme, rassistische, menschenverachtende Ideologien öffentlich verfolgen oder verfolgt haben. Sollte dies der Fall sein, so dürften diese nicht auftreten, fordert Réka Lörincz. Denn das wäre dann eine konkrete Manifestierung des oft genannten Titels von Nürnberg: Stadt des Friedens und der Menschenrechte. Ausgerechnet auf dem ehemaligen Reichparteitagsgelände als Täterort muss diese Sensibilisierung für alle erfolgen, die dort Veranstaltungen durchführen wollen.
Lest dazu auch die Presseresonanz:
- Stern.de // Rassismusvorwürfe: Grüne fordern Festival-Ausschluss von Metalband Pantera
- Bayerischer Rundfunk // Rock im Park: Rassismus-Vorwürfe gegen Metal-Band Pantera
- Merkur // Rock im Park: „Hitlergruß und rassistische Kampfparolen“ – Veranstalter reagiert auf Kritik
- Nordbayern // Hitlergruß-Wirbel: Grüne in Nürnberg kritisieren Pantera-Auftritt bei Rock im Park
- InFranken // „Daraufhin beschlossen“: Umstrittener Band-Auftritt bei Rock im Park – Veranstalter trifft Entscheidung

Ihre Ansprechpartnerin:
Réka Lörincz
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