Sichere Schulwege trotz Baustellen

Vier Kinderbeine in bunten Gummistiefeln, die mit Matsch beschmiert sind
Ben Wicks / Unsplash

Die Schulwegkarten für alle Nürnberger Grundschulen sind ein wichtiger Baustein für sichere und eigenständige Mobilität von Kindern – sie sind ein Erfolgsmodell, das wir ausdrücklich begrüßen und unterstützen.

Gleichzeitig sehen wir uns aktuell mit einer Vielzahl an innerstädtischen Baustellen konfrontiert, Tendenz steigend. Dabei ist uns bewusst, dass Baustellen notwendig sind und Einschränkungen mitbringen – keinesfalls stellen wir auch die notwendige städtische Infrastrukturentwicklung in Frage. Allerdings dürfen diese Maßnahmen nicht zulasten der Sicherheit von Kindern und Jugendlichen gehen. Besonders Grundschulkinder sind bei Veränderungen ihres gewohnten Schulwegs – etwa durch Absperrungen, geänderte Verkehrsführungen oder fehlende Querungsmöglichkeiten – schnell überfordert. Sie verfügen über weniger Erfahrung im Straßenverkehr, können Gefahren oft nicht richtig einschätzen und reagieren in unübersichtlichen Situationen impulsiv.

Der Schutz und die Förderung von Kindern sind zentrale Aufgaben der Kommune. Dies ergibt sich nicht nur aus unserer politischen Verantwortung, sondern auch aus der UN-Kinderrechtskonvention, die in Artikel 3 klar festlegt: „Bei allen Maßnahmen, die Kinder betreffen, ist das Wohl des Kindes vorrangig zu berücksichtigen.“ Artikel 6 und 19 betonen zudem das Recht auf Leben und Entwicklung sowie auf Schutz vor Gefahren.

Erst kürzlich gab es an der vollständig gesperrten Kreuzung an der Friedenstaße/Löbleinstraße eine akute Gefahrensituation. Da keine alternative sichere Wegführung kommuniziert wurde, wussten viele Kinder nicht, welchen Weg sie zur Schule nehmen konnten und liefen – als jemand die Baustellenöffnung unbefugt öffnete – unbeachtet durch die aktive Baustelle. Nur durch großes Glück kam es zu keinem Unfall durch die in unmittelbarer Nähe eingesetzte Asphaltiermaschine.

Deshalb ist es essenziell, dass bei der Planung und Umsetzung von Baustellen der Aspekt „Schulweg“ systematisch mitgedacht wird. Eingespielte, sichere Routen dürfen nicht ohne Ausweichmöglichkeiten und ohne Kommunikation mit den betroffenen Familien unterbrochen werden.

Eine digitale, tagesaktuelle Schulwegkarte – idealerweise integriert in bestehende digitale Stadt- oder Bildungsangebote – wäre ein wichtiger Schritt, um flexibel und transparent auf veränderte Situationen zu reagieren und gute Alternativen aufzuzeigen. Kinder und Jugendliche dürfen auch beim Thema Baustellen nicht aus dem Fokus geraden. Ziel muss es sein, dass sie sich in einer sich wandelnden Stadt sicher bewegen können.

Vor diesem Hintergrund stellen wir zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden Antrag:

Die Verwaltung

  • berichtet, wie aktuell Kinder- und Jugendliche beim Thema Baustellenmanagement berücksichtigt werden. Dabei soll insbesondere darauf eingegangen werden, wie bislang   mit betroffenen Schulwegen umgegangen wurde,
  • entwickelt ein verbindliches Verfahren zur systematischen Berücksichtigung von Schulwegen bei der Einrichtung und Planung von Baustellen im öffentlichen Raum,
  • stellt sicher, dass bei baustellenbedingten Änderungen an bestehenden Schulwegen eine frühzeitige und transparente Information der betroffenen Schulen, Eltern und Schüler:innen erfolgt,
  • evaluiert und überarbeitet regelmäßig die analogen Schulwegkarten, insbesondere im Hinblick auf neue bauliche Situationen und Entwicklungen im Quartier,
  • prüft die technische und organisatorische Umsetzung einer tagesaktuellen digitalen Schulwegkarte für alle Grundschulen mit dynamischen Informationen zu temporären Einschränkungen und sicheren Alternativrouten.
Stadtrat Mike Bock

Ihr Ansprechpartner:
Mike Bock