Interview mit Cengiz Sahin, er ist energie- und städtebaulicher Sprecher der grünen Rathausfraktion in Nürnberg.
Wir dachten uns, es wäre doch schön, wenn ihr unsere Stadträt*innen etwas näher kennenlernt. Deshalb haben wir allen die selben sieben Fragen gestellt, wie sie zur Politik gekommen sind, was ihre Mission ist und was sie sonst so wichtig finden im Leben.
Wie bist du zur Politik gekommen und was machst du sonst so im „normalen“ Leben?
Politik braucht Menschen. Bei mir war es so, dass ich durch meine eigene langjährige Diaspora und Identitätsverfolgung sowie für meine Berufslaufbahn ein breites Netzwerk benötigt habe. Irgendwann war es dann einfach so, dass meine inneren, diesseits orientierten Werte und Haltungen in Verbindung zu Natur, Umwelt und Mensch mit den Grünen sehr gut zusammengepasst haben. Im „normalen“ Leben bin als Handwerksmeister unterwegs und schaffe auch hier wiederum verwertbare Werte wie Wärme, Wasser und Luft. Zudem bin ich Familienvater und nun auch schon Opa.
Was sind deine Schwerpunkte als Stadtrat und warum?
Selbst wenn die Behandlung der Themen wie Energie, Stadtplanung und Bau auf der strukturellen Verwaltungsebene teilweise Neuland für mich sind, vertraue ich auf meine langjährige Berufserfahrung und Fachkenntnis im Energiesektor und bringe diese in die Nürnberger Stadtpolitik ein.
Für was stehst du?
Einen Raum für Mensch und Tier in Freiheit und würdevollem Dasein schaffen!
Was macht dir als Stadtrat besonders Spaß, was stört dich am Politiker-Dasein?
Ich lerne jeden Tag was Neues, genau das macht Spaß. Aber ab und an ärgere ich mich über meine eigenen Defizite und über andere Fraktionen, die das gnadenlos politisch ausnutzen.
Siehst du manche Dinge in Nürnberg mit anderen Augen seitdem du Stadtrat bist?
Auf jeden Fall, die Dimension der Funktionen ist gigantisch. Ich habe den Eindruck, ich nehme alltägliche Beobachtungen verantwortungsvoller als jemals zuvor wahr.
Was fehlt Nürnberg oder wovon hat es zu viel? Was ist das Liebenswerte an Nürnberg?
Politik, gerade auf der kommunalen Ebene muss alle Menschen mitnehmen, die hier in Nürnberg beheimatet sind. Das ist besonders wichtig! Denn wenn Menschen sich nicht politisch vertreten fühlen, oder wenn Menschen – die seit Jahren hier unter uns leben – nicht politisch mitbestimmen dürfen – wird ein ungewollter Raum mit viel Vakuum erzeugt. Das ist nicht nur gefährlich für die Demokratie und somit auch für uns alle, sondern es gehen wertvolle potenzielle Denkanstöße verloren.
Grandios und fantastisch finde ich, dass die Nürnberger Gesellschaft – aus eigener Kraft – ihre dunklen Seiten der Geschichte größtenteils aufgearbeitet hat, sodass sie sich heute als die Stadt des Friedens und der Menschenrechte weltweit zeigen kann. Deshalb liebe ich diese Stadt und die Menschen, die hier leben.
Wer ist dein*e Held*in und warum?
Mein Held ist Willy Brandt, der wusste – welche hohe Wertigkeit die Würde eines jeden Wesens hat.
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