Gem. Pressemitteilung von B’90/DIE GRÜNEN und Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd
Der Bunte Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd sowie die Grüne Stadtratsfraktion begrüßen die Entscheidung der Stadt Nürnberg, einen Fußgängerweg in der Gartenstadt nach der Jüdin Ágnes Rózsa zu benennen.
Ausschlaggebend für diesen Entschluss war dabei die Initiative der beiden Organisationen. Ágnes Rózsa, geboren 1910 in Großwardstein (damals Österreich-Ungarn), wurde 1944 nach Ausschwitz deportiert und von dort nach Nürnberg gebracht, um dort im früheren KZ-Außenlager der Siemens-Schuckert-Werke, dem sogenannten Südfriedhoflager zu arbeiten.
Bereits seit 2019 erinnern eine Gedenk- und Informationsstele gegenüber dem Südfriedhof an die Geschichte des KZ-Außenlagers. Zu verdanken ist dies ebenfalls dem Engagement des Bunten Tischs, der gemeinsam mit dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und der Stiftung Bayerische Gedenkstätten versucht hat, die vorhandenen Erkenntnisse zu dem früheren KZ-Außenlager der Siemens-Schuckert-Werke zu sammeln und einen Erinnerungsort zu schaffen. Mit der Wegbenennung wurde somit ein weiterer integraler Bestandteil fortlaufender Erinnerungsarbeit in der Gartenstadt geschaffen.
„Hier passiert gelebte Erinnerungskultur und politische Stadtteilarbeit, die nicht nur in Nürnberg, sondern bayern- und deutschlandweit ihresgleichen sucht“, unterstreicht Réka Lörincz, Sprecherin für Vielfaltsgestaltung und Menschenrechte der Stadtratsfraktion B‘90/DIE GRÜNEN, die Besonderheit des Engagements.
Frank Hotze, Vorstandsmitglied beim Bunten Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd, sieht in der Erinnerungsarbeit einen klaren Auftrag: „Wir sehen es als eine unserer Aufgaben, die Erinnerung an den Menschenrechtsverbrechen der Nazis, die vor unserer Haustüre vor knapp 100 Jahren passiert sind, wach zu halten, Schicksale der Zwangsarbeiterinnen sichtbar zu machen und die Stadtteilgesellschaft dadurch zu sensibilisieren.“
„Als Stadtratsfraktion haben wir uns dazu verpflichtet, uns für die Benennung von Straßen nach Frauen stark zu machen und dabei einen klaren erinnerungspolitischen Fokus zu folgen. In diesem Sinne sehen wir die aktuelle Benennung als doppelten Erfolg an“, betont Réka Lörincz, die sich persönlich für die Wegbenennung nach Ágnes Rózsa stark gemacht hat.
Nun schauen wir gemeinsam mit vielen anderen Kooperationspartnern in die Zukunft und wollen die Einweihung mit der Stadtverwaltung gemeinsam planen, um diesen Schritt würdig zu begehen und erinnerungspolitisch zu begleiten. Nur so kann die Wegbenennung ihre Wirksamkeit entfalten. „Die Wegeinweihung wollen wir als Anlass nehmen für eine nächste Veranstaltung zum Thema Zwangsarbeiterinnen. Wir wollen ferner eine Wegbenennung für Magda Watts, eine weitere Zwangsarbeiterin in dem Lager am Südfriedhof, bewirken. Dazu möchten wir auch besondere internationale Gäste einladen“, kündigt Frank Hotze vom Bunten Tisch an.
- Ágnes Rózsa: „Solange ich lebe, hoffe ich“
Die Aufzeichnungen des ungarischen KZ-Häftlings Ágnes Rózsa 1944/45 in Nürnberg und Holleischen, Verlag testimon, ISBN 978-3-00-019674-4
- „Von Auschwitz nach Nürnberg – Das KZ-Außenlager der Siemens-Schuckertwerke“, Herausgeber: Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd; Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und Geschichte Für Alle e.V., Sandberg Verlag, ISBN 978-3-96486-003-3
Ihre Ansprechpartnerin:
Réka Lörincz
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