Baum mit großem Stammumfang und grüner Krone von unten fotografiert

Foto: aly/Unsplash

Baum vor Bau: Maßnahmen zum Schutz alter, ökologisch wertvoller Bäume

Anfang Oktober 2024 mussten auf einem Grundstück am Ebenseesteg in der Schilfstraße – direkt angrenzend ans Naturschutzgebiet – zwei alte Eichen (Stammumfang 208 bzw. 189 Zentimeter) und ein Ahorn (Stammumfang 105 Zentimeter) einem geplanten Neubau weichen. Rechtlich möglich war dies im Rahmen des Baulinienplans, der aus dem Jahr 1908 stammt. (1)

Ähnliches könnte auch in der Nunnenbeckstraße 28 passieren: Hier soll eine Wohnanlage mit Tiefgarage eine Villa ersetzen – dafür müssten jedoch fünf von sechs alten Bäumen gefällt werden.

Werden diese Bäume tatsächlich gefällt, lässt dies vermuten, dass in Nürnberg zunehmend alte, ökologisch und klimatisch wertvolle Bäume von Bauprojekten betroffen sind. Dies zeigt auch ein Blick auf die Zahlen, die in der Sitzung des Umweltausschusses am 24.07.2024 unter Ö4 veröffentlicht wurden: Demnach wurden in den Jahren 2022 und 2023 insgesamt 554 Bäume gefällt, davon 409 mit einem Stammumfang zwischen 80 und 150 cm. 145 Bäume wiesen sogar einen Umfang von über 150 cm auf. Dem gegenüber standen 1.109 Ersatz- und Neupflanzungen. Im Jahr 2024 wurden bis zum 12. April 286 Bäume gefällt – davon 100 mit einem Stammumfang größer als 150 cm (Neupflanzungen: 92 Stück).

Fakt ist jedoch, dass Ersatz- und Neupflanzungen erst nach Jahrzehnten die Leistung eines alten Baumes erbringen. Sofern sie überhaupt das Alter und die Qualität verlorener Baumbestände erreichen können, denn Klimaerwärmung und fehlende Flächen erschweren langfristig erfolgreiche Pflanzungen. In Zeiten des Klimawandels, des Rückgangs der Biodiversität, der Verpflichtung zur Einhaltung von Klimaschutzzielen sowie veränderter rechtlicher Vorgaben wie das europäische Gesetz zur Wiederherstellung der Natur muss deshalb ein differenzierter Blick möglich sein. Eine Möglichkeit könnte die Neubewertung, Anpassung und Aktualisierung bestehender Bebauungspläne und/oder des Naturschutzgesetzes sein.

Wir stellen deshalb zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden Antrag:

Die Verwaltung berichtet

  • über mögliche Maßnahmen für einen verbesserten Baumschutz,
  • darüber, welche rechtlichen Möglichkeiten es gibt, um bestehende und zukünftige Bebauungspläne hinsichtlich eines umfassenden Baumschutzes anzupassen und gegebenenfalls den Baulinienplan zu ändern,
  • darüber, wie viele Bäume mit welchem Stammumfang in den vergangenen zehn Jahren aufgrund von Vorgaben in Bebauungs- und Baulinienplänen auf städtischen/privaten Grundstücken gefällt wurden,
  • darüber, wie viele (alte) Bäume auf privatem Grund ohne Genehmigung gefällt wurden, welchen Stammumfang diese hatten und in welcher Höhe hier Bußgelder verhängt wurden.

Die Verwaltung

  • setzt sich über den Bayerischen Städtetag dafür ein, das Bayerische Naturschutzgesetz hinsichtlich Baumschutz und hier besonders bezüglich den Schutz alter, ökologisch wichtiger Bäume entsprechend anzupassen.
Stadtrat Cengiz Sahin

Ihr Ansprechpartner:
Cengiz Sahin

Stadtrat Marc Schüller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender

Ihr Ansprechpartner:
Marc Schüller

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