Gemeinsamer Antrag von B’90/DIE GRÜNEN, SPD, die Linke und ÖDP
Die Verkehrssituation vor vielen Nürnberger Schulen ist regelmäßig angespannt – insbesondere zu den Bring- und Abholzeiten. Elterntaxis blockieren Gehwege und Einfahrten, sorgen für unübersichtliche und gefährliche Situationen für jene, die eigentlich geschützt werden sollten: die Schulkinder.
Viele Eltern, Lehrkräfte sowie Schüler:innen setzen sich deshalb für die Einrichtung von Schulstraßen ein – also temporäre Straßensperrungen vor Schulen zu Schulbeginn und -ende. Immer wieder werden entsprechende Aktionen vor Ort durchgeführt, wie kürzlich auch die Schulstraßen-Aktionswoche. Diese hat ein breites Interesse und eine große Bereitschaft in der Stadtgesellschaft dazu hervorgerufen, neue Wege für sichere Schulwege zu erproben. Die Schulstraßen-Aktionen werden dabei von der Initiative „Schulstraßen jetzt“ koordiniert. Durch zahlreiche solcher Aktionen haben Eltern, Schulleitungen und Kinder erlebt, wie entspannt und sicher der Schulweg ohne Autoverkehr vor den Schultoren sein kann. Dieses Engagement gilt es aufzugreifen und als Stadt aktiv zu unterstützen.
Denn Schulstraßen bieten eine Vielzahl von Vorteilen:
- Sicherheit: Schulstraßen schaffen eine sichere Umgebung für Kinder, um eigenständig und ohne Angst zur Schule zu gehen oder zu fahren. Unfallrisiken durch rücksichtslose Wendemanöver und haltende Fahrzeuge direkt vor dem Schultor werden drastisch reduziert.
- Selbstständigkeit und Bewegung: Wenn Kinder nicht mehr mit dem Auto bis vor die Schule gebracht werden, stärkt das ihre Eigenständigkeit, ihr Selbstbewusstsein und ihre körperliche Aktivität. Ein sicherer Schulweg bedeutet auch: Kinder laufen, fahren mit dem Rad oder Roller, was ihrer Gesundheit zugutekommt.
- Lebensqualität und Umwelt: Weniger Autoverkehr vor Schulen bedeutet auch weniger Lärm, weniger Abgase und ein insgesamt angenehmeres Stadtklima – für Kinder, Anwohner:innen und das pädagogische Personal.
- Verkehrserziehung im Alltag: Schulstraßen setzen ein deutliches Signal: Der öffentliche Raum gehört nicht nur Autos. Sie vermitteln, dass es Alternativen zum motorisierten Individualverkehr gibt und dass das Zufußgehen oder Radfahren gefördert und geschützt werden.
Städte wie Köln, Bonn und Dortmund zeigen, dass solche Pilotprojekte erfolgreich umsetzbar sind und auf große Zustimmung in der Bevölkerung stoßen. Auch in Kommunen wie Tübingen, Freiburg oder Reutlingen wurden bereits Schulstraßen erprobt oder dauerhaft eingerichtet. In Fürth wurde kürzlich die Einrichtung einer weiteren Schulstraße beschlossen, die dieses Jahr noch umgesetzt wird.
Die Stadt Köln zieht in ihrem Abschlussbericht folgendes Fazit:
„Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass sich die Verkehrszahlen in Schulstraßen deutlich reduzieren lassen und diese daher ein wichtiges Instrument zur Erhöhung der Verkehrssicherheit vor Schulen darstellen können. Durch die Verkehrsberuhigung unmittelbar vor den Schulen wird der Schulweg für die Kinder übersichtlicher und sicherer.“[2]
Ein Pilotprojekt an mehreren Nürnberger Schulen ist ein realistischer und sinnvoller nächster Schritt, um zu prüfen, wie Schulstraßen auch in unserer Stadt dauerhaft Teil eines modernen Mobilitätskonzepts werden können. Dabei sollte auf die Erfahrungen und Kontakte aus der Initiative „Schulstraßen jetzt“ zurückgegriffen werden.
Vor diesem Hintergrund stellen wir zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden Antrag:
Die Verwaltung
- nimmt Kontakt zu der Initiative „Schulstraßen jetzt“ auf.
- prüft die Konzepte und Ideen für die Einrichtung von Schulstraßen, welche die Initiative von den beteiligten Schulen gesammelt hat, auf Machbarkeit, passt diese bei Bedarf an und konkretisiert diese.
- berichtet im Ausschuss über geeignete Straßen und Wege zur Umsetzung der dargelegten Ideen.
- richtet entsprechend der geprüften Vorschläge und auf Basis des Beschlusses des Ausschusses Schulstraßen als Pilotprojekte ein, begleitet diese in Zusammenarbeit mit der Initiative und der Schulfamilie mit Öffentlichkeitsarbeit und evaluiert sie. Das Pilotprojekt und die dazugehörige Öffentlichkeitsarbeit stehen unter Vorbehalt der Haushaltsberatungen.
- diskutiert in den profitierenden Schulen für eine Verbesserung des Mobilitätsverhaltens im Sinne des Antrags. Ziel ist die Förderung der Selbstständigkeit und Bewegung.

Ihr Ansprechpartner:
Mike Bock