Inzidenzen senken – Perspektiven bieten – Leben retten
Wir stecken mitten in der dritten Welle der Corona-Pandemie. Die Menschen sind müde und brauchen dringend eine Perspektive. Die aktuellen Maßnahmen, die auf Bundes- und Landesebene umgesetzt sind und diskutiert werden, lassen nicht hoffen, diese Pandemie bald in den Griff zu bekommen. Während die Diskussionen weitergehen, laufen die Intensivstationen voll. Folgen nun keine beherzten Maßnahmen, hat dies weiterhin den Tod vieler Bürger*innen zur Folge. Vergangene Woche gab es bereits den Fall, dass alle Kliniken im Raum Nürnberg von der Leitstelle abgemeldet waren, da es kein freies Intensivbett mehr gab. Darüber hinaus kann eine Covid-Erkrankung auch Langzeitfolgen hervorrufen, was bei hohen Inzidenzen auch sehr viele Menschen betreffen würde. Insbesondere Kinder und Jugendliche wären in hohem Maße davon betroffen, denn eine Impfung für unter 16-Jährige ist noch nicht möglich.
Perspektive bieten
Die Wissenschaft ist sich einig: Impfungen und Testungen müssen beschleunigt werden, aber diese Maßnahmen alleine werden nicht ausreichen, um die Welle zu brechen. Konzepte für eine Strategie, die sowohl den Menschen eine Perspektive bietet, als auch den wirtschaftlichen Schaden begrenzt und vor allem Menschenleben rettet, liegen auf dem Tisch. Diesen Konzepten ist eins gemein: Die Welle muss gebrochen werden, die Inzidenzen müssen gesenkt werden. Die wohl bekannteste dieser Strategien heißt NoCovid. Hier geht es darum, die Inzidenzwerte schnell zu senken, anschließend gut zu kontrollieren und niedrig zu halten. Sobald die Inzidenz niedrig ist, können dann weitreichende Öffnungen erfolgen – wie in Australien: Hier sind nicht nur Restaurantbesuche möglich, sondern auch der Besuch von Sport- und Kulturveranstaltungen.
Konzept der Niedrig-Inzidenz-Modellregion
Eine Initiative aus der Zivilgesellschaft hat die Idee einer Niedrig-Inzidenz-Modellregion entwickelt und auch schon ein sehr ausgereiftes Konzept vorgelegt. Dieses sieht vier Phasen vor:
- 1. Phase: Testkampagne, um möglichst viele Infektionen aufzudecken.
- 2. Phase: Ruhephase mit deutlichen Einschränkungen, vor allem auch im wirtschaftlichen Bereich, um Infektionsketten zu unterbrechen.
- 3. Phase: Absenkungsphase, um schnell eine Inzidenz von unter 10 zu erreichen, in der aber auch beispielsweise Open-Air-Kulturveranstaltungen, Außengastronomie oder Freibadbesuche – je nach Qualität der Fall- und Kontaktverfolgung durch das Gesundheitsamt– möglich sind.
- 4. Phase: Erhalt der Niedriginzidenz von unter 10 mit weitreichenden Möglichkeiten in Schulen, Wirtschaft und Kultur.
Gerade die 2. Phase könnte jedoch als Zumutung wahrgenommen werden. Es ist deshalb mit begleitenden Maßnahmen wichtig, die Menschen mitzunehmen und den Zweck zu vermitteln. Viele Menschen sind bereits jetzt am Ende ihrer Kräfte. Diese Menschen dürfen nicht aus dem Blick geraten und ihnen muss besondere Unterstützung und Hilfe zukommen, um die kommenden Wochen noch durchzuhalten. Bei schneller und konsequenter Umsetzung ist es möglich, das Ziel noch im Mai zu erreichen und einen entspannten Sommer zu genießen.
Zielführende Strategie
Bereits heute bietet die Bayrische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung die Möglichkeit, dass Kommunen weitergehende Maßnahmen anordnen können. Grundsätzlich wäre eine Umsetzung auf Bundes- oder Landesebene zu begrüßen. Solange auf anderen Ebenen aber nicht ausreichend gehandelt wird, müssen wir unsere Verantwortung für den Schutz unserer Bürger*innen vor Ort wahrnehmen. Die Umsetzung einer Niedrig-Inzidenz-Strategie ist das Mittel dazu. Nur wenn wir ein Ziel formulieren, dass es zu erreichen gilt, wird es uns gelingen die Menschen mitzunehmen und Maßnahmen mitzutragen und ihnen Hoffnung zu geben. Auch vor diesem Hintergrund sehen wir eine solche Strategie als dringend geboten.
Vor diesem Hintergrund stellen wir zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden Antrag:
- Die Stadt Nürnberg verfolgt eine Niedrig-Inzidenz-Strategie und nutzt alle bereits möglichen Spielräume im Sinne einer solchen Strategie.
- Die Verwaltung entwickelt Ideen, um Menschen zu unterstützen die unter der aktuellen Situation stark psychisch leiden.
- Die Verwaltung nimmt Kontakt mit den Städten und Landkreisen in der Metropolregion Nürnberg auf und wirbt dafür, sich einer Niedrig-Inzidenz-Strategie anzuschließen, mit dem Ziel, diese Strategie möglichst in der ganzen Metropolregion umzusetzen.
- Die Stadt Nürnberg bittet den Freistaat Bayern, die rechtlichen Grundlagen für eine Niedrig-Inzidenz-Modellregion zu schaffen und dabei finanziell und mit der Beschaffung der notwendigen Ressourcen, insbesondere einer Vielzahl von Tests, zu unterstützen.

Ihre Ansprechpartnerin:
Lemia Yiyit
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