Ein Entzug mit einer anschließenden Entwöhnungsbehandlung kann für drogenabhängige Jugendliche die einzige Möglichkeit sein, ihre Suchterkrankung zu beherrschen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass ausreichend Plätze zur Verfügung stehen. In Nordbayern ist dies bislang nicht der Fall, denn hier haben nur Erwachsene ab 18 Jahren die Möglichkeit, einen Entzug unter ärztlicher Begleitung durchzuführen.
Dieses Defizit an Plätzen stellt unter anderem Nürnberger Vereine wie Lilith, die einen niedrigschwelligen Ansatz der Drogenhilfe bieten, um unter anderem Drogen konsumierenden Frauen und ihre Kinder zu unterstützen, vor große Herausforderungen. Zwar darf der Verein Angehörige von unter 18-jährigen Suchtkranken, die sich in enormer seelischer Belastung befinden, beraten – die drogensüchtigen Jugendlichen selbst erhalten aber keine Beratung. Auch das Jugendamt darf nur beraten und Präventionsmaßnahmen darlegen – obwohl es über umfassendere Befugnisse im Vergleich zu Vereinen wie Lilith verfügt. Mit einem Entzugsplatz oder einer ortsnahen Vermittlung für hilfesuchende Eltern und Jugendliche können jedoch weder Lilith noch das Jugendamt sowie die gesamte Nürnberger Suchthilfe dienen. Doch wäre dies dringend notwendig, um die Betroffene in eine medizinisch begleitete Entzugsbehandlung anzubinden.
Auch das Klinikum Nord ist aktuell beim Thema „Entzugsplätze“ nicht der richtige Ansprechpartner: Denn einerseits möchte das Klinikum jegliche Drogenproblematik von den Stationen mit Versorgungsauftrag für Kinder und Jugendliche fernhalten, andererseits sind die dortigen Entzugsplätze ausschließlich Erwachsenen vorbehalten und eine Entgiftung von Jugendlichen unter Erwachsenen mit einer Suchtgeschichte könnte sich fatal auf den Entzugserfolg der jungen Suchtkranken auswirken.
Da Nürnberg aktuell keine Plätze für Jugendliche anbieten kann, müssen diese oftmals fernab von ihrem Zuhause den Entzug machen. Dabei hängt der Erfolg aber auch davon ab, dass unter 18-jährige Drogenabhängige in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, um in einem ortsnahen, familiären Umfeld gemeinsam mit Vertrauenspersonen auf ihre Genesung hinzuwirken.
Vor diesem Hintergrund stellen wir zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden Antrag:
- Das Klinikum Nürnberg prüft in Zusammenarbeit mit dem Bezirk Mittelfranken die Möglichkeit, eine Anlaufstelle sowie Entzugsplätze für Suchtkranke unter 18 Jahren einzurichten.
- Die Stadt verständigt sich mit allen Akteur*innen darüber, wie sich die Versorgung im Hilfesystem im Bereich der Drogensucht verbessern kann.

Ihre Ansprechpartnerin:
Andrea Bielmeier

Ihre Ansprechpartnerin:
Andrea Friedel
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