Wie kann es sein, dass Shopping Malls, Möbelmärkte, Baumärkte und Buchhandlungen während des Lockdowns mit dem System Click & Collect zur Abholung von online oder telefonisch erworbenen Waren geöffnet sind, dies den öffentlichen Bibliotheken aber verwehrt bleibt?
Dieser Missstand sorgt in der Öffentlichkeit für wachsenden Unmut. In einem – auch von den Kulturpolitiker*innen MdB Erhard Grundl und und MdL Sanne Kurz – unterzeichneten Schreiben an die Bayerische Staatsregierung fordern Natalie Keller, kulturpolitische Sprecherin und Gabriele Klaßen, bildungspolitische Sprecherin, Click & Collect auch für die Büchereien in Bayern nutzbar zu machen. In dem Schreiben heißt es, die Verweigerung von Click & Collect treffe diejenigen am härtesten, die die Bibliotheken in Pandemie-Zeiten am nötigsten brauchen: Schüler*innen, Studierende, kinderreiche Familien, sozial Benachteiligte mit geringem Einkommenund Senior*innen.
„Es gibt keinerlei Gründe, Bibliotheken anders zu behandeln als den Einzelhandel. Entsprechende Hygienekonzepte und weitgehend kontaktlose Abhol-Modelle sind vorhanden. Es ist zynisch, die Nutzer*innen öffentlicher Büchereien aufzufordern, ihre Lektüre alternativ im Buchhandel zu kaufen. Denn dazu fehlt vielen das Geld, insbesondere in Zeiten der Krise. Und viele von ihnen – gerade Senior*innen – haben auch nicht die technischen Mittel, um auf die erweiterten digitalen Angebote der Büchereien zugreifen zu können“, so Gabriele Klaßen.
Bislang, so heißt es in dem Schreiben weiter, hätten nur vereinzelt Gemeindebüchereien einen Lieferservice angeboten. Die Kosten hätten die Kommunen selbst zu tragen, eine Unterstützung durch den Freistaat gebe es dafür nicht.
Auch Natalie Keller kritisiert den Ausschluss von Bibliotheken von Click & Collect: „Bildung, Kultur und soziale Teilhabe müssen im Kultur- und Sozialstaat Bayern endlich wieder den Wert bekommen, den die Verfassung gebietet. Es ist nicht einzusehen, warum die öffentlichen Büchereien in anderen Bundesländern – beispielsweise Berlin oder Baden-Württemberg – weiter funktionieren, aber ausgerechnet im bildungsbeflissenen Freistaat Bayern nicht. Wir fordern die Staatsregierung auf, diesen Konstruktionsfehler bei den aktuellen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie umgehend zu beheben.“

Ihre Ansprechpartnerin:
Natalie Keller

Ihre Ansprechpartnerin:
Gabriele Klaßen
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