Im Jahr 2019 gaben bei der Nürnberger Seniorenbefragung im Schnitt 12 Prozent der Befragten (60 bis 80+ Jahre) an, dass sie sich einsam fühlen. [1] Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich mit der Pandemie diese Anzahl noch erhöht hat.
Viele Städte, die bereits vor Corona Maßnahmen ergriffen haben, um Menschen aus ihrer Einsamkeit zu holen, haben diese im Nachgang nochmals verstärkt, um dem gesteigerten Bedarf gerecht zu werden. So auch die Stadt München, die gleich mehrere Ansätze verfolgt: Das niederschwellige Projekt SAVE (Senior:innen aufsuchen im Viertel durch Expert:innen) richtet sich an ältere, potenziell hilfebedürftige Personen, die sich im öffentlichen Raum aufhalten und dort verweilen. Ziel ist es, verlässliche und stabile Beziehungen zu etablieren und als Türöffner für die Annahme von Unterstützung zu wirken. Gesteuert und fachlich begleitet wird das Projekt dabei von der zuständigen Fachabteilung Altenhilfe und Pflege im Sozialreferat.
Des Weiteren bietet das Münchener Sozialreferat seit 2009 die Möglichkeit von kostenlosen präventiven Hausbesuchen an, bei denen Fachkräfte die Senior:innen auf Wunsch zu Hause besuchen. Im Mittelpunkt stehen dabei Information (z.B. zu Veranstaltungen, kostengünstigen Freizeit- und Kulturangeboten), Beratung (u.a. zu finanziellen Fragen und Behördenangelegenheit) und Vermittlung von Hilfen. Dieses einst befristete Modellprojekt ist mittlerweile in vielen Stadtteilen auf Dauer angelegt. Auch in Nürnberg waren präventive Hausbesuche im Jahr 2013 bereits Thema im Sozialausschuss.
Dabei wurden neben verschiedenen Projekten unter anderem in München, Trier, Mannheim und Frankfurt auch in Nürnberg bestehende Strukturen wie Seniorennetzwerke, der Pflegestützpunkt und der Sozialpädagogische Fachdienst vorgestellt. Als weitere Vorgehensweise in Nürnberg wird im Sachverhalt jedoch darauf verwiesen, dass aufgrund der bestehenden Strukturen davon auszugehen sei „dass ein Teil der Wirkung, die von einem Projekt „Präventive Hausbesuche“ ausgehen kann, (…) bereits erzielt wird.“
Seit diesem Bericht sind zehn Jahre vergangen und die Herausforderungen für die Bürger:innen haben zugenommen – insbesondere auch für Senior:innen. So waren Ende 2023 zwar 270 Frauen und Männer beim Seniorenamt und als “Mach dich stark“- Ehrenamtliche (Nachbarschaftshilfe) in den Seniorennetzwerken registriert, jedoch ist dieses Angebot – ebenso wie die bestehenden Nürnberger Strukturen – anlassbezogen, also für jene Senior:innen, die sich aktiv um Hilfe und Teilhabe bemühen. [2] All jene älteren Bürger:innen, die keine Bezugsperson haben oder nicht proaktiv teilhaben können, sind daher umso mehr auf Unterstützung von außen angewiesen.
Vor diesem Hintergrund stellen wir deshalb zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden Antrag:
Die Verwaltung berichtet
- inwieweit sich die Pandemie auf das Wohlbefinden von Senior:innen ausgewirkt hat,
- welche städtischen Angebote zur Unterstützung von Senior:innen besonders gut/kaum angenommen werden,
- inwieweit – laut Sachverhalt aus dem Jahr 2013 – dank der bestehenden Strukturen bereits ein Teil der Wirkung, die präventive Hausbesuche haben können, erzielt wurde/wird,
- über die Möglichkeit, ein Modellprojekt zu präventiven Hausbesuchen am Münchner Beispiel zu entwickeln und zu erproben,
- inwieweit das Projekt SAVE Anwendung in Nürnberg finden könnte.
[1] Nürnberger Seniorenbefragung 2019. Fokusbericht „Einsamkeit unter Seniorinnen und Senioren in Nürnberg“
[2] Freiwilligenmanagement im Seniorenamt – eine Entwicklung über 40 Jahre, Stadt Nürnberg, 2023
Ihre Ansprechpartnerin:
Andrea Bielmeier
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